Arbeit

 
 

Zu den Bildern von Josef Lommes

Es ist immer schwer, in einer charakteristischen Beschreibung von kreativen Arbeiten, den künstlerischen Maßstab anzulegen. Zumal, wenn der Schaffende keine akademische Ausbildung genossen hat, und auch nicht den Anspruch erhebt „Bildender Künstler“ zu sein. Josef Lommes ist Autodidakt. Das, was er auf seinen Leinwänden mit seiner Farbe tut, ist ihm eigen – nur ihm. Da ist kein fremder pädagogischer Einfluss, der das ureigenste Anliegen stört, da ist keine Malgebrauchsanweisung, die ihn bei seiner technischen Arbeit behindert, da ist keine Themenvorgabe von irgendwelchen Kunden, die Lommes möglicherweise in eine kreative Abhängigkeit hineinmanövrieren könnten.

Es wäre nicht der Josef Lommes, der sich uns in seinen Bildern öffnet. Das, was wir sehen, ist von seinem Charakter geprägt. Von dem leisen und positiven Erzähler, dem die rheinische Natur nicht abzusprechen ist. Damit ist nicht Oberflächlichkeit gemeint, sondern das Nehmen und Empfinden des Seins, tief und unverdorben. Und somit keinem Stil zuzuordnen.

Lommes’ Bilder sind gegenstandsfrei, gemalt auf Leinwand in Öl oder Acryl. Mit verschieden breiten Pinseln und in reinen Farben.

Bild 300 Sie zeigen uns Kompositionen von intensiver Farbigkeit und Leuchtkraft, die das Unterbewusstsein des Betrachters ansprechen, seine Assoziationen aktivieren, und ihn somit zum Interpretierer der Bilder, nämlich des Bildes, das er sieht (optisch), und des Bildes, das er sieht (im Empfinden) macht.

Mit dem Betrachten wird der Betrachter zum Mitarbeiter an Lommes’ Bildern. Er wird von ihnen eingefangen und unterliegt der gleichen (oder vielleicht sogar der selben) Gesetzmäßigkeit der optischen Wahrnehmung von farbigen Gefühlen. Dabei sind wir, als Betrachter, ja immer versucht, irgend etwas zu erkennen.

Und weil wir es gewohnt sind, immer etwas benennen zu müssen, tun wir uns schwer, die Eindrücke, die uns die Bilder des Josef Lommes vermitteln „ohne Titel“ auf uns wirken zu lassen. auseinander und mit seiner Fantasie; Er bezeichnet sich selbst und zu recht als Autodidakt – als Selbstlerner und damit als Selbst-Erfahrer. Und es ist anzunehmen, dass die Entwicklung seines Stils, sich nur durch das, von „Lehrern“ ungestörte sich Befassen mit Motiv und Werkzeug, entwickeln konnte. Das unbewusste Aufschreiben von Erfahrungen, Gedanken und Gefühlen ist nun das, was er uns in seinen Bildern seit 1998 vorstellt - und uns einlädt, es mit ihm zu teilen.

Um das zu erreichen, muss die Betrachterin, der Betrachter bei der Abtastung des optischen Eindrucks der Arbeiten, loslassen von der alltäglichen Routine des Definierens eines bekannten Eindrucks. Nur durch das Sich-Einlassen des Bewusstseins auf das optische Signal ohne Benennung, offenbart sich dem Betrachter die intrographische Qualität des Bildes.
Da wandert das Auges über die Leinwand, deren Struktur nicht zugepinselt ist, sondern im Konzert der möglichen Einflussträger eine wichtige Rolle übernehmen kann, und der noch sichtbare Strich der Pinselhaare auf der Leinwand gibt dem Bild die drei-dimensionale Tiefe, verleiht eine sich von selbst öffnende Dynamik, die bei intensiver Betrachtung dann das Bild fast zum Objekt macht, will sagen: das Wort an die Hand: „Will zugreifen“.

Bei der Betrachtung von Lommes’ Bildern sind wir allemal überfordert, Stellung zu nehmen zum Inhalt der Bilder. Es wird uns schlichtweg nicht gelingen, eine übereinstimmende oder gar identische Interpretation zu liefern.
Die Bilder von Josef Lommes sind auf ihre Weise provokativ, etwas, das seinem Charakter eigentlich so fern liegt. Aber mit seinen Bildern, mit ihrer Aufforderung: „Schau mich an, und genieße mich“, ist es möglich, dass Du/Sie und ich vor einem seiner Bilder stehen und Du/Sie und ich, dass jeder etwas anderes darin sieht – in dem selben Bild , das uns aber trotzdem in gleicher Weise berührt und verbindet.



rené wasmuth-pohley
ehem. 1. Vorsitzender des
BBK Obb. Nord und Ingolstadt